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Einführung ins Thema

Zum Thema "Wechseljahre" gibt es zahlreiche, ausführliche Informationen mit verschiedenen Schwerpunkten. Diese finden Sie jedoch nicht auf dieser Homepage.

Die eingegrenzte Thematik "Wechseljahre und Sportmachen" wird viele Frauen vielleicht irritieren. Hinter der klaren Entscheidung, vor allem mit diesem Aspekt des Themas Wechseljahre an die Öffentlichkeit zu gehen, steckt eine besondere persönliche Geschichte.

In allen Büchern, Info-Broschüren oder Zeitschriftenartikeln zur Thematik "Wechseljahre" gibt es zwar fast immer Hinweise zum Sportmachen. Diese Hinweise sind aber meistens nicht besonders ausführlich oder konkret. Oft sind sie den anderen Ratschlägen (z.B. Ernährungstipps) unter- oder nachgeordnet. Am Textumfang und der Art der Behandlung wird deutlich, dass dem Sportmachen im Zusammenhang mit den Wechseljahren meist noch kein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird. Das kann unter anderem daran liegen, dass es zu diesem Thema fast keine wissenschaftlichen Untersuchungen und Veröffentlichungen gibt. Das Remifemin-Ratgeberheft "Wechseljahre und Sport" gehört zu den Ausnahmen.

Wenn es den Sport noch nicht gäbe, dann müsste er erfunden werden.

Diese Version des oft formulierten Gedankens für alle Arten von Neu-Entdeckungen gilt auch im Zusammenhang "Wechseljahre und Sportmachen": Sportliche Betätigung scheint hier so wirksam zu sein wie die Einnahme mancher Hormon-Medikamente! Zu anderen Themen, die in direktem Bezug zu "Wechseljahre und Sportmachen" stehen, gibt es viele wissenschaftliche Untersuchungen: zu Osteoporose und Körpertraining, zu Herz-/Kreislauferkrankungen und Sport, zu Fettstoffwechsel, Gewichtsproblemen, Diabetes und Sport, zu Brustkrebs und Sport, zu Depressionen und Sport, zu gesundem Altern und Sport.

Allgemein heißt es: "Es ist unbekannt, warum manche Frauen vasomotorische Symptome (Hitzewallungen usw.) haben und andere nicht." Nach dem Arzneiverordnungsreport haben 1997 in Deutschland 2,5 Millionen Frauen Östrogene eingenommen, das entspricht jeder siebten und etwa 14% der rund 16 Millionen deutschen Frauen über 50 (SZ 29.6.1999). Nach einem Artikel im SPIEGEL (30/2001) stiegen in den USA die Wechseljahrshormone zur am meisten verordneten Medikamentengruppe auf; in Deutschland wurden mittlerweile fast fünf Millionen Frauen hormonell substituiert. Diese Frauen nehmen zum Ausgleich der nachlassenden natürlichen Hormonproduktion Präparate mit künstlichen Hormonen ein. Jährlich etwa eine Milliarde Mark zahlten die Krankenkassen dafür. Wie eine AOK-Studie im Jahr 2000 berichtete, wird eine hormonelle Substitutionsbehandlung am häufigsten von Frauen im Alter zwischen 55 und 59 Jahren angewendet, konkret von jeder zweiten Frau dieser Altersgruppe - laut ausgewerteter Daten in Hessen und in Sachsen-Anhalt. Die Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden ist der wichtigste Grund für eine Hormonverschreibung.

Der Nutzen und die Risiken der Hormonersatzbehandlung von Frauen in den Wechseljahren wurden in den vergangenen Jahren in den USA und in England in groß angelegten, wissenschaftlichen Studien neu bewertet. Es gab vorzeitige Studienabbrüche, Ernüchterung machte sich breit. Einige Zitate aus der Publikation des Wissenschaftlichen Instituts der AOK "Weibliche Hormone - ein Leben lang. Mehr Schaden als Nutzen?" vom Dezember 2000:

Mit der Hormonersatzbehandlung gehen erhebliche Risikoerhöhungen für Brustkrebs und Krebs des Gebärmutterkörpers (Endometrium-Karzinom) einher. Bei Langzeiteinnahme von Hormonpräparaten steigt die Häufigkeit von Thrombo-Embolien und Gallensteinen an. (S.33)
Die erhofften positiven Effekte auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallaufkommen sind bis heute nicht durch hochwertige kontrollierte Studien belegt worden. (S.32) Deswegen werden bis auf Weiteres bei ansonsten beschwerdefreien Frauen Hormone nicht mehr empfohlen, um Herzkrankheiten vorzubeugen.
Die großen Erwartungen in die präventive Wirkung der in der Menopause beginnenden und tendenziell lebensbegleitenden Hormonersatzbehandlung sind bis heute nicht durch qualitativ gute Studien belegt. (S.32)
"Für die gefürchteten Volkskrankheiten wie Herzinfarkt und die Osteoporose bestehen wirkungsvolle und leicht umsetzbare Präventionsprogramme, die hinter den irrealen medikamentösen Versprechungen der Hormontherapie in den Hintergrund geraten sind. Hier ist eine Umkehr der gemeinsamen Anstrengungen von Ärzteschaft, Krankenkassen, Staat und Selbsthilfebewegung erforderlich." (S.106)
In Konkurrenz mit so genannten präventiven Indikationen der Hormonersatztherapie werden bewährte Formen der Prävention, die in der Hand des einzelnen Menschen und gesellschaftlicher Institutionen liegen, völlig in den Hintergrund gedrängt. (S.108) Wegen der allgemeinen Überzeugung, dass der Prozess des Alterns automatisch zu medizinischer Behandlung führen müsse, seien Ernährung und Lebensstil als die vorrangigen Faktoren für ein gesundes Altern vernachlässigt worden. (S.109)

Laut der 2.Berliner Klimakteriumsstudie (1996) gaben 42% der Frauen in den Wechseljahren an, keine Hitzewallungen zu haben, 58% der Frauen führten als körperliche Beschwerde Hitzewallungen an, von denen nach eigener Einschätzung 12% stark und sehr stark darunter litten, 17% mäßig und 29% leicht. Bezüglich der Schwere von depressiven Verstimmungen gaben 28% der befragten Frauen eine leichte, 14% eine mittlere und 6% eine starke Verstimmung an (zusammen 48%). 50% der Frauen erlebten solche Verstimmungen nicht.

Viele Jahre lang dominierten folgende Erklärungen für das unterschiedliche Auftreten von Hitzewallungen, Schlafstörungen usw.: Untersuchungen zeigen, dass Wechseljahrsbeschwerden nur dann auftreten, wenn die Wechseljahre als sozial abgewertete Zeit erwartet werden mit Ausschluss, Abwertung, Benachteiligung für die betroffenen Frauen. Führen sie hingegen in eine Aufwertung, dann gibt es praktisch kaum Wechseljahrbeschwerden. ... Es zeigt sich, dass Hausfrauen, Mittelschichtfrauen und weiße Frauen mehr leiden als berufstätige Frauen, Oberschichtfrauen oder Frauen aus benachteiligten Verhältnissen und farbige Frauen. Frauen aus europäischen oder europäisch geprägten Kulturkreisen leiden ebenfalls mehr. Haben diese Frauen andere Körper? Oder spielen sich bei ihnen andere, stärker belastende oder andere physiologische Vorgänge ab? Das ist nicht anzunehmen. Das Leiden spielt sich also im Wesentlichen in den seelischen Zusammenhängen ab (zitiert aus dem Referat "Wechseljahre - Neubeginn?" der Ärztin Ingrid Olbricht, November 1995). Soziologische und psychologische Aspekte der Wechseljahre werden seit über 20 Jahren wissenschaftlich untersucht und diskutiert. Eine aktuelle allgemeine Übersicht über Wechseljahrsbeschwerden in verschiedenen Kulturen und Regionen der Welt gibt der Text der Wissenschaftlerin CM Obermeyer.

Viele Gynäkologen glauben nicht daran, dass Wechseljahrsbeschwerden psychische Ursachen haben, sondern schließen sich dieser Einschätzung eines Kollegen an: Frauen, die unter Hitzewallungen leiden, sind keine Neurotikerinnen, sondern Frauen, die unter Hitzewallungen leiden. Und Frauen, die nicht unter Hitzewallungen leiden, sind keine besonders belastbaren Powerfrauen, sondern Frauen, die nicht unter Hitzewallungen leiden.

Meine eigenen Beobachtungen und mein theoretischer Ansatz führen auch zu dem Schluss, dass wohl weniger die psychischen Zusammenhänge den Frauen in den Wechseljahren Probleme verursachen als vergleichsweise einfache körperliche Zusammenhänge.

Wissenschaftliche Forschung zu diesen grundlegenden Wechseljahr-Problemen wird in vielen Ländern durchgeführt. Dabei sind die bearbeiteten Fragestellungen jeweils durch Traditionen, Denkschulen, Interessen und vorhandene Forschungsgelder geprägt. Ein Großteil der Forschung geschieht im Hinblick auf später vermarktbare Produkte, sprich darauf, dass entsprechende Medikamente entwickelt und verkauft werden können. Damit hängt zusammen, welche Forschungsansätze verfolgt werden und welche nicht.

Auch dieses auf den ersten Blick sehr eingegrenzt erscheinende Thema "Wechseljahre und Sportmachen" stellt sich als sehr umfassend und komplex dar. Es vereint Aspekte aus vielen verschiedenen Wissens- und Fachgebieten: Sportmedizin, Sportwissenschaft, Trainingswissenschaft, Sportpädagogik sowie Psychologie, Soziologie, Ernährung, Gerontologie usw. (Cooper-Institute, USA, www.cooperinst.org; StrongWomen Program, USA, www.strongwomen.com).

Die auf dieser Homepage vorgestellten Erkenntnisse wurden durch Zufall entdeckt und durch Recherchen sowie Erfahrungen beim Körpertraining weiterentwickelt - eine Produktion von Wissen unter Low Budget Bedingungen. Diese Informationen sind ganz besonders hilfreich für Frauen, die unter stärkeren Hitzewallungen leiden (acht oder mehr Hitzewallungen täglich). Sie können den heilsamen, lindernden Effekt von körperlichem Training am deutlichsten spüren! Die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu der Gruppe der sportlich-nicht-aktiven, bewegungsarmen Frauen gehören, ist nach meiner Theorie ziemlich groß.

In der Gruppe der 42% Frauen ohne Wechseljahrbeschwerden könnten hingegen viele sein, die regelmäßig ein sportliches oder gymnastisches Training machen, die etwas für ihre körperliche Fitness und Ausdauerkraft tun - hauptsächlich wohl aus Gesundheits- und Wohlfühlgründen. Auch Frauen, die regelmäßig eine anstrengende körperliche Arbeit verrichten müssen, werden teils zu dieser zweiten Gruppe gehören.